1943, 1.6. - 31.7.

Abteilung Ia 1.6.-31.7.1943

1.) Truppengliederung und Kräfteverteilung:

Die 71. Inf.Div. verblieb in der Berichtszeit weiterhin im Befehlsbereich. Über den Stand der Neuaufstellung wurde in einem Zustandsbericht an OKH gemeldet, dass die Division für Bewegungskampf bedingt, für alle anderen Aufgaben nunmehr voll einsatzfähig ist.

Die auf Befehl des OKH abgegebenen Teile der 71. I.D. für Neuaufstellungen wurden mit Ausnahme des II./Gren,Rgt.191 durch Bef.Dänemark wieder aufgestellt.

Aus Ausbildungsgründen tauschten die Gren.Regimenter 194 und 211 der 71. I.D. ihre Unterkunftsorte.-

Die Neuaufstellung der 20.Lw.Feld-Div. machte keine weiteren Fortschritte. Auf Anfrage teilte OKW mit, dass sich die personelle Auffüllung dieser Division vorläufig noch verzögert, jedoch voregesehen sei, Mitte bis Ende Juli je 1000 Amnn zuzuführen. Ende Juli sollte danach die Auffüllung beendet sein.

Die durch Luftgaukommando XI erbetenen Verlegungen von Bataillonen der 20.Lw.-Feld-Division wurden genehmigt.

Auf Befehl des OKH Chef H Rüst und BdE wurde aus dem Reich das Pi.Ldgs.-Lehr-u.Ers.Rgt. zugeführt, nachdem das Regiment vorher aus verschiedenen Pionier-Landungs-Einheiten aufgestellt war.- Mirt dieser Verlegung kam OKH einem Antrag des Befehlshabers Dänemark nach.- Der Antransport des Regiments nach Dänemark, das zunächst nur 1 Bataillon kam, erfolgte Ende Juli. Um dem Regiment Übungsmöglichkeiten am Wasser zu geben, wurde die Unterbringung von 2 Bataillonen in den Hafenstädten Esbjerg und Fredericia, die des Werfts-Bataillons in Kolding angeordnet.- Das Regiment wurde einsatzmässig Bef.Dänemark unterstellt; truppendienstlich verfügt OKH Chef H Rüst über das Regiment

Das Pi.Ausb.Btl. 26 der Div.Nr. 166 wurde gleichzeitig aus Unterbringungsgründen von Fredericia nach Aarhus verlegt.

Auf Befehl des Führers ordnete OKH zur Verstärkung der Kampfkraft nördlich des Limfjords Zuführung der Sturmgeschütz-


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Ersatz-u.Ausb.Abt. 400 nach Dänemark an. Nach vorher durchgeführter Erkundung der Üungsmöglichkeiten und Unterbringungsverhältnisse erteilte OKW WFSt Einverständnis, die Abt. im Aalborg und im Raume Südlich davon unterzubringen.- Die Zuführung der Abt. erfolgte nach dem 15.7.43; einsatmässig wurde sie dem Bef.Dänemark unmittelbar unterstellt, während truppendienstliche Unterstellung unter Stellv.Gen.Kdo.X.A.K. angeordnet wurde.-

Pi.Ldgs.-Lehr-u.Ers.Rgt. und Sturmgeschütz-Ers.-u.Ausb.Abt. 400 wurden als Einsatzreserven der Bef. Dänemarks bestimmt.

Mit der Zuführung der Sturmgeschütz-Ers.u.Ausb.Abt.400 wurde die Verlegung des Pi.Btl.171 aus Aalborg nach Oksböl erforderlich, dagegen verblieb die bodenständige Pi.Brücken-Kolonne 35 (frz.) (nur Gerät) in Aalborg und wurde zunächst dem Pi.Btl.20 (L) der 20.Lw.Feld-Div. zugeteilt.

Admiral Dänemark stellte erneut den Antrag bei OKM auf Verlegung der 13.L.Flottille nach Jütland. Den Antrag lehnte OKM jedoch ab.

Für Bewachungszwecke wies OKH eine Nachschub-Komp. zu.

Der 416. I.D. wurde die Stelle eines Div.Nachschubführers zugeteilt.

Das dem Reichbevollmächtigten zur Verfügung gestellte Polizei-Btl. Cholm traf während der Berichtzeit in Kopenhagen ein.

 

2.) Küstenverteidigung:

Den Herrn Befehlshaber wurde gelegentlich einer Besprechung mit dem Kommandierenden General des dänischen Heeres, General Görtz, der Entwurf eines Befehls zur Genehnigung über­geben, in dem das dänische Generalkommando das Verhalten des dänischen Heeres in Falle einer feindlichen Invasion festgelegt hatte. Unter der Voraussetzung, dass die dänischen Truppen verpflichtet werden, sich jeder Teilnahme an etwa entstehenden Kämpfen zu enthalten und währenddessen in ihren Unterkünften  zu verbleiben haben, erteilte der Herr Befehlshaber seine Zustimmung und gab weitere Richtlinien für die Ausführung


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Admiral Dänemark legte nach Angleichung an diese Bestimmungen gleichfalls Abmachungen mit der dänischen Marine hier vor.- Ferner wurde Admiral Dänemark aufgefordert, Massnahmen vorzubereiten (schlagartige Entwaffnung), falls die dänische Marine die mit ihr getroffenen Abmachungen nicht innehalten sollte.- Für das dänische Heer wurde Div. Nr.l66 mit der Vorbereitung für eine evtl. Sicherstellung des dänischen Heeres beauftragt.

Da auch das dänische Justizministerium über den Reichsbevollmächtigten hierher mitteilte, dass der Wunsch bestünde, auch die dänischen Polizeibehörden mit klaren Weisungen für den Fall einer Invasion zu versehen, wurde von hier eine entsprechende Instruktion ausgearbeitet. Diese Anweisung enthält klare Weisungen für die dänische Polizei, die in den Fall in Kraft treten, sobald ml Operationsgebiet die vollziehende Gewalt auf die Deutsche Wehrmacht übergeht.

OKW teilte auf Anfrage mit, dass auf Grund der beim Abwehrkampf in Sizilien gemachten Erfahrungen zunächst nicht mit neuen .Befehlen für die Kräfteverteilung in Jütland zu rechnen sei.- Die Divisionen wurden jedoch aufgefordert, Vorschläge über die Verlegung von Eingreifreserven näher an die Küste zu machen.

Auf hiesigen Antrag befahl OKW die Umbewaffnung von 2 .Batterien dänischer Herkunft und wies als Ersatz 2 Gerätebatterien 10,5 cm zu.- Da jedoch ein Abgabebefehl für die dänischen Geschütze nicht erfolgte, wurde Befehl auf zusätzlichen Einbau der neuen Batterien erteilt.- Als Aufstellungsorte wurden die Insel Fanö and die Westküste nördlich Esbjerg in Aussicht genomnen. Die Einzelerkundung wurde eingeleitet. Der Einbau wird nach Zuführung der Gerätebatterien erfolgen.- Die volle personelle Besatzung durch Heer.Küst.Art.Rgt.180 durch Abgabe von Personal aus dem Regiment konnte sichergestellt werden.

Gleichzeitig gab Bef.Dänemark sein Einverständnis zu der von Admiral Dänemark vorgeschlagenen Aufstellung der Seezielbatterie Seelandsodde (Seeland) in Nordteil der Insel Fanö.


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Zur weiteren Erhöhung des Schutzes des Hafens Esbjerg wurde ferner durch OKM die Aufstellung der bisher in Frede­rikshavn eingesetzten 10,5 cm Batterie auf der Insel Fanö vorbereitet. Für den Einsatz in den freigewordenen Stellungen bei Frederikshavn wurden 7,5 cm Vickers Geschütze, die alarmmässig besetzt werden sollen, vorgesehen.

Seitens derArtillerie-Inspektion der Kriegsmarine. wurde Einbau einer Übungsbatterie für leichte und schwere Flak, mit Übungsschlingerständen versehen, auf Fanö vorgesehen.-

Anlässlich eines feindlichen Fliegerangriffes auf Aalborg wurde festgestellt, dass im Hafen liegende Kriegsschiffe so dicht zusammen lagen, dass der volle Einsatz Liter Bord-Flak-Waffen nicht gewährleistet war. Admiral Dänemark wies daraufhin seine Dienststellen an, bei Bereitschaftsstufe I die. im Hafen liegenden Schiffe so zu verteilen, dass voller Einsatz aller Flak-Waffen sichergestellt ist.

Die Abschnitte der Kriegsmarine wurden nunmehr den

Divisionsabschnitten des Heeres angepasst.

Auf Grund einer von OKW erteilten Weisung, wonach der betrieb der Rundfunksender in Falle von Feindangriffen auf jeden Fall aufrecht zu erhalten ist, wurde Div.Nr. 166 mit dem besonderen Schutz der Senderanlagen auf Seeland durch Abstellung von Wachen bei Bereitschaftsstufe II beauftragt.

OKH genehmigte die beantragte Zuweisung von 157 Wachhunden, die zusätzlich in Küstenschutz eingesetzt werden sollen.

Für die Insel. Römö traten die besonderen Sicherungsmassnahmen bzgl. Überwachung des Personenverkehrs in Kraft.

Der Bevollmächtigte des Reiches veranlasste auf Antrag des .Bef.Dänemark den Erlass eines dänischen Gesetzes wonach der Verkehr in den Gebieten an der Küste verboten ist, die von der Deutschen Wehrmacht abgesperrt werden.


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3.) Ausbau der Küstenverteidigung

Im Rahmen des gestellten Bauprogramms konnten in der Berichtszeit weitere Fortschritte erzielt werden:

Nach dem Stand vom 30.7. waren 873 Bauwerke in ständiger Bauart in Arbeit, davon 694 Bauwerke betoniert. An Kräften waren 128 Firmen mit 13.858 Arbeitern eingesetzt.

Die Verlegung von Minen wurde beschleunigt betrieben.

Unter Hinweis auf die hohe Zahl der Minenunfälle wurden für jedes Minenfeld besondere Schutzmassnahmen gegen fahrlässiges Betreten angeordnet.

Um Erfabruncen für den weiteren Ausbau zu sammeln, wurden die bereits fertig gestellten ständigen Bauwerke einiger Heer.Küst.Battr. durch die Truppe bezogen.

Mit Verlegung des Pi.Ausb.Btl.26 nach Aarhus erhielt Pi .Ldgs.Lehr- u. Ersatz-Regiment den Auftrag. Vorberei­tungen für Brückensprengungen in Gebiet der Div.Nr.160 und Div.Nr.l66 zu treffen.-

Der geplante festungsmässige Ausbau der Stützpunkte Bovbjerg und Bjerghüse wurde zurückgestellt, dafür der Ausbau des neuen Infanteriestützpunktes Ferring im das laufende Programm aufgenommen.

Zur Bereinigung des Schussfeldes für schwere Waffen, wurde in einigen Stützpunkten die Räumung und der Abbruch von Häusern der Zivilbevölkerung notwendig.

OKH veranlasst, ein Verscuchsschiessen gegen hierfür besonders aufgeführte ständige Bauten in Nymindegab.

Da für die festungseigenen Waffen, deren Einbau in einigen Stützpunkten bereits durchgefuhrt wurde, kein ausgebildetes Personal vorhanden ist, wurde OKH um Berücksichitigung bei entsprechenden Lehrgängen gebeten.

Eine gesetzliche Grundlage für die Arbeit des Schutzbereichsamnts konnte bei der dänischen Regierung bisher noch nicht erreicht werden


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4.) Kampfhandlungen:

Zu Feindberührungen auf den Lande oder zur See kam es in der Berichtszeit nicht. Die feindliche Fliegertätigkeit liess erheblich nach.

In Kopenhagen kam es zu einigen Zwischenfällen, in we­sentlichen zwischen dänischen SS-Freiwilligen and der Bevölkerung, die sich auf deutsche Wehrmachtsangehörige ausdehnten. Der dänischen Regierung wurde durch den Bevollmächtigten des Reiches mitgeteilt, dass, wenn sich derartige Zusammenstösse wiederholten, die Wehrmacht zur Selbsthilfe schreiten würde.- Der Führer ordnete an, dass dänische Demonstranten zu verhaften und zum  Arbeitseinsatz nach Deutschland. abzuschieben seien. 25 Dänen wurden daraufhin nahm Deutschland abtransportiert.

Die Sabotagetätigkeit zum Nachteil der Wehrmacht nahm erheblich zu.

Zum Schutz gefährdeter Objekte genehmigte Bef .Dänemark Verstärkung der dänischen Polizeimannschaften um 1000 Mann.

 

5.) Ausbildung:

Zur Ausbildung in der Panzernahbekämpfung wurde Bef. Dänemark vom OKH für die Zeit von etwa 8 Wochen ein Lehr­-Offizier zur Verfügung gestellt. Es wurden zu den Kursen auch die in den Divisionsbereichen eingesetzten Teile der Kriegsmarine und Luftwaffe herangezogen.

Für die Ausbildung in Wachhund-Dienst wurden Wachhund-­Führer zu Lehrgängen an verschiedenen Hunde-Ersatz-Staffeln kommandiert.

Bef.Dänemark beantragte erneut Zuweisung von Beute-Panzern für die allgemeine Ausbi1dung..

 

6.) Deutsche Wehrmacht und. dänischer Staat:

Der . Führer entschied, dams dänische Offiziere auf Grind’ ihrer Emnatellung zum Reich vi deutsohen Waffenschulen auf keinen Fall zu komrnandieren mind.

In Übrigen war die Zusammenarbeit mit der dänischen Wehrmacht loyal.


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7.) Verschiedenes:

Mit dem Bevollmächtigten des .Reiches wurden Regelungen hinsichtlich der militärischen und zivilen Befehlsgewalt in Dänemark während eines Angriffes auf dänisches Gebiet getroffen.- Für die Abgrenzung des Verkehrs mit der dänischen Regierung und den dänischen Behörden wurden zwischen den .Bevollmächtigten des Reichs und dem Bef Dänemark Richtlinien ausgearbeitet.- Zu beiden Abmachungen, die O.K.W. befehlsgemäss vorgelegt wurden, gab dieses seine Zustimmung.

Weiterhin wurden Abmachungen für den inneren Dienst­verkehr beider Dienststellen getroffen.

In Zusammenarbeit mit den Wehrbezirkskommando Ausland, Aussenstelle Kopenhagen, wurde die Heranziehung aller sich in Dänemark aufhaltenden männlichen Reichsdeutschen zum Noteinsatz vorbereitet.- Mit der Ausbildung für den Noteinsatz wurden die Wehrmacthkommandanturen beauftragt, deren Kommandanten gleichzeitig Führer der Noteinsatzpflichtigen wurden.-

Original: Bundesarchiv-Abteilung Militärarchiv RW 38/18

Kopi i: Rigsarkivet, Håndskrifttsamlingen XVI, AA 449 læg 1