1941, 1.8. - 30.9.

Tätigkeitsbericht der Abteilung Ia für die Zeit vom 1.8. - 30.9.41

1. Truppengliederung

Verteilung und Unterbringung der Truppen des Heeres in Dänemark blieben im allgemeinen unverändert.

Im Zuge der Auflösung der Stossabteilungen (Harpune Nord) und ihres Rücktransporte zu den Stammeinheiten wurden geringfügige Truppenverschiebungen im Abschnitt Jütland Mitte durchgeführt. Solche Verschiebungen waren auch zur Verbesserung einiger, für den Winter nicht geeigneter Unterkünfte notwendig. Stand der Unterbringung Ende Sept. 1941 s. Karte.

Die 218. I.D. hatte beim O.K.H. die Zuweisung der den unterstellten Inf.Regimentern fehlenden Reiterzügen beantragt. O.K.H. lehnte diesen Antrag ab, überwies dafür der Division aber Fahrräder zur Beweglichmachung je einer Schützenkomp. der 3 Inf.Regimenter. Die Division stattete die 7. Komp. jeden Rgt.s damit aus.

Infolge der sich Mitte September abzeichnenden günstigen Kriegslage im Osten konnten die zur Unterstützung der Heeres-Küsten-Batterien an den Wasserstrassen um Seeland eingesetzten Feldbatterien des A.R. 218 in ihre bisherigen Standorte zurückverlegt werden. Um aber für alle eintretenden Fälle gewappnet zu sein, wurde gleichzeitig angeordnet, dass für diese Batterien in kürzester Frist (evtl. mittels behelfsmässiger Motorisierung) gewährleistet sein muss. Geschütze und Munition verblieben unter Bewachung der Heeres-Küsten-Batterien in den bisherigen Feuerstellungen.

Für einen späteren Zeitpunkt wurde Verlegung auch der neben den Feldbatterien um Seeland und Fünen eingesetzten 4 Heeres-Küsten-Batterien vorgesehen. Im Einverständnis mit Marinebefehlshaber Dänemark wurden als künftige Einsatzorte für diese Batterien in Aussicht genommen: Hirtshals (Schutz der Hafeneinfahrt), Vigsö (Flankenschutz der gr. Batterie bei Hansted), Klitmoeller (Schutz der grossen Geräts der Luftwaffe) und Lyngby. Stab Heeres-Küsten-Artillerie Dänemark wurde beauftragt, diese Stellungen in Benehmen mit dem zuständigen Abschnittskommandanten der Kriegsmarine

- 2 -

einzelnen zu erkunden. Der Chef des Generalstabes, Oberstleutnant Graf von Brandenstein-Zeppelin, begutachtete im Beisein eines Admiralstabsoffiziers des Marinebefehlshabers Dänemarks die neuen Feuerstellungen. Daraufhin erfolgte ihr Ausbau durch den Festungspionierstab Dänemark.

II. Kampfhandlungen

Bis auf vereinzelte nächtliche Störungsflüge, die wegen vermuteter Verminung zeitweise Sperrungen der Fährverbindungen Nyborg – Korsör und Aarhus – Kalundborg zur Folge hatten, fand Kampftätigkeit im Raum Dänemark während der Berichtszeit nicht statt.

Der Militär-Attaché in Stockholm teilte Ende August über O.K.W. hierher mit, er habe in Erfahrung gebracht, dass England umfangreiche Luftangriffe auf die Fährverbindungen Helsingör – Hälsingborg und Kopenhagen - Malmö plane. Da z.Zt. dieses Gerüchtes die Hauptlast des Nachschubes nach Norwegen über Schweden auf diesen Fährverbindungen lag, musste sowieso jederzeit mit zunehmender Störung der Fährverbindungen gerechnet werden. Diese Agentenmeldung bestätigte sich im Weiteren nicht; die angekündigten Angriffe auf die Fähren beschränkten sich vielmehr weiterhin auf Verminung des Fahrwassers. Verluste durch Minen trafen aber weder bei den Fährschiffen noch sonst bei.

Bomben wurden mehrfach nachts über Süd-Jütland abgeworfen ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Im Bereich des Flugabwehr-Kdo. Dänemark wurden 5 Flugzeuge durch Flak abgeschossen.

In der Nacht 11./12.9. warfen Feindflugzeuge Brieftauben, die zur Übermittlung von Nachrichten aus Dänemark durch die Zivilbevölkerung dienen sollten, über Seeland ab. 6 Tauben wurden durch die dänische Polizei sofort an die deutschen militärischen Dienststellen abgeliefert und konnten so der Abwehrstelle zu nutzbringender Auswertung übergeben werden. Die Ablieferer der Tauben erhielten eine Geldbelohnung.

 

- 3 -

III. Standort-Angelegenheiten

Die taktischen Aufgaben der 218. I.D. in Jütland und die vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten hatten zu starker Aufsplitterung der Verbände geführt. Hierdurch war die Zahl der Standortältesten allein in Jütland auf annähernd 50 angewachsen. Viele dieser Standortältesten sind junge, unerfahrene Komp. pp. –Führer. Um nun eine einheitliche Behandlung von militärischen und politischen Angelegenheiten, deren Erledigung den Standortältesten obliegt, besser als bisher zu gewährleisten, wurden ab 20.8.41 die kleinen Standorte in Standortbereiche unter Standortbereichführern zusammengezogen. Hiernach sind die Standortbereichführer in Standortangelegenheiten Vorgesetzte der zu ihrem Bereich gehörenden Standortältesten. Dadurch, dass die Stellen der Standortführer zumeist durch Offiziere vom Batl.-Kdeur. an aufwärts besetzt sind, wurde ein erhöhte Gewähr für zweckmässige Durchführung der mitunter grosser Erfahrung voraussetzenden Standortangelegenheiten geschaffen. Ausgenommen von der Einteilung als Standortbereichführer bezw. von der Unterstellung unter einen solchen blieben die der Marine- und Luftwaffe angehörigen Standortältesten.

Die Orts-Kdtr. (L) Aalborg führte am 20.8. in Zusammenarbeit mit dem Pi.Batl. 218, der dänischen Polizei und der dänischen Staatsbahn, eine Erprobung der Eisenbahnbrücke über den Lim-Fjord in Aalborg alsBehelfsstrassenbrücke durch. Die Versuchsübung fand statt, um den Verkehr über den Lim-Fjord bei einer Beschädigung der Strassenbrücke durch Feindeinwirkung schnell wie möglich über die Eisenbahnbrücke umleiten zu können und dadurch Truppen-Verschiebungen auch in kritischen Lagen zu gewährleisten. Die Übung zeigte, dass die Durchführung einiger behelfsmässiger Vorbereitungen jederzeit benutzt werden kann. Eine Wiederholung der Übung ist vorgesehen.

 

IV. Verhandlungen mit den dänischen Stellen

Auf eine erneute Anfrage des Herrn Befehlshabers beim O.K.H. (Chef H Rüst und B.d.E.) wegen der im Januar 1941 von dem dänischen Generalkommando vorgetragenen Bitte auf Er-

- 4 -

höhung der Iststärke des dänischen Heeres wurde am 2.8.1941 folgender Bescheid des Chef H Rüst und B.d.E. gegeben:

Gegen die beantragte Erhöhung bestehen keine Bedenken, wenn sich das dänische Generalkommando bereiterklärt, sofort ein verstärktes Inf.Rgt. zum Kampfe gegen Sowjet-Russland und für europäische Gesittung und Einheit aufzustellen. Dieses dänische Regiment sollte unter Führung dänischer Offiziere gestellt, von Dänemark bewaffnet und ausgerüstet und nach Möglichkeit im Rahmen der finnischen Verbände eingesetzt werden. Eine Anrechnung dieses Regimentes auf die beantragte Stärke des dänischen Heeres solle nicht in Betracht kommen. Dem dänischen Generalkommando wurde gleichzeitig die Zusicherung gegeben, dass das Regiment als Stamm für eine spätere dänische Armee gelten solle.

Der Herr Befehlshaber übermittelte den Entscheid des O.K.H. dem derzeitigen Chef des dänischen Generalstab in Anwesenheit seines Vorgängers in persönlicher Aussprache am 5.8.1941.- Die nach einigen Tagen eingegangene Antwort des dänischen Generalstabes auf das Angebot fiel negativ aus. Aus dieser Antwort ging hervor, dass das dänische Kriegsministerium als Teil der politischen Regierung Dänemarks die seinerseits durch den dänischen Generalstabschef hierher gerichtete Anfrage wegen Etatserhöhung nicht deckte. Hierin befand sich das Kriegsministerium in Übereinstimmung mit der gesamten übrigen dänischen Regierung. Damit entfiel die Frage einer Etatserhöhung des dänischen Heeres.              

Der General der Luftwaffe in Dänemark meldete dem Herrn Befehlshaber, dass er beim
Verlassen seines Kraftwagens durch einen vorübergehenden dänischen Offizier in ostentativer Weise nicht gegrüsst wurden sei. Auf Grund dieses Vorfalles richtete der Herr Befehlshaber ein ernst gehaltenes Schreiben an den Kommandierenden General des dänischen Heeres und machte auf die häufige Nichtbeachtung des bestehenden gegenseitigen Grussverhältnisses durch dänische Soldaten aufmerksam.

In der Antwort des dänischen Kommandierenden Generals, die im Sinne eines gegenseitigen guten Einvernehmens gehalten war,

- 5 -

bedauerte die Versäumnis und sagte energische Massnahmen zur Abstellung dieser Mängel zu. Der Geburtstag des dänischen Königs, zu dem der Befehlshaber einen Tagesbefehl an die deutschen Truppen in Dänemark erlassen hatte, verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. V. Verschiedenes.

Zur Behebung von Zweifeln in Unterstellungsverhältnis der Heeres-Küsten-Artillerie Dänemark stellte O.K.W. durch eine Verfügung fest, dass die Heeresküstenbatterien in Bezug auf den taktischen Einsatz (generelle Festlegung des Aufstellungsortes, Zielzuweisung, Feuerbefehle) den örtlichen zuständigen Seekommandanten, in jeder anderen Hinsicht (genaue Feststellung des Aufstellungsortes, artl. Ausbildung einschl. Übungschiessen, Innere Dienst, Truppenversorgung) dem zuständigen Heeresbefehlshaber unterstehen. In Abänderung dieser Verfügung wird in Übereinstimmung mit dem Marinebefehlshaber Dänemark angeordnet, dass die von den Heeres-Küsten-Batterien ab-

 

- 6 -

zuhaltenden Gefechts-Übungschiessen auch weiterhin durch die zuständigen Abschnittskommandanten der Marine anzusetzten und abzuhalten sind.

Dem vom Stab/Heeres-Küsten-Artillerie Dänemark eingereichten Antrag auf Erhöhung der Etatsstärke seiner Batterien wurde nicht stattgegeben. Ausschlaggebend für die Ablehnung war die augenblickliche Ersatzlage, die es derzeit nicht gestattete, für Aufgaben, wie sie den Heeres-Küsten-Batterien zufallen, Verstärkungen bereitzustellen.

Die Auflösung der Stossabteilungen (Harpune Nord) wurde für den 20. August 1941 befohlen. Ein Bericht über die bei den Übungen der Stossabteilungen gemachten praktischen Erfahrungen wurde an O.K.H. (Chef H Rüst und B.d.E.), A.O.K. Norwegen und Marinebefehlshaber Dänemark gesandt. Es wurde in diesem Bericht zum Ausdruck gebracht, dass sich die Truppe mit grosser Passion für die ihr fremde Aufgabe eingesetzt habe, die noch dadurch erschwert wurde, dass zunächst keinerlei Vorschriften und Erfahrungen vorlagen. Die Truppe war bemüht, dem Mangel an geeigneten Schiffen, Sturmbooten, Gerät durch alle erdenklichen Aushilfen abzuhelfen.

[Leder, 17.11.41]

 

Original: Bundesarchiv-Abteilung Militärarchiv RW 38/8

Kopi i: Rigsarkivet, Håndskrifttsamlingen XVI, AA 449 læg 1