1941 1.4. - 31.5.

Tätigkeitsbericht der Abteilung Ia für die Zeit vom 1. April  — 31. Mai 1941

5. Juli 1941

I. Umgliederung der Truppen des Heeres in Dänemark

Nach Prüfung der sich für 1941 abzeichnenden Gesamtlage hatte sich eine Umgruppierung der Kräfte innerhalb Dänemarks als notwendig erwiesen. Da Jütland durch etwaige Feindunternehmungen stärker bedroht ist als Seeland, musste eine Verstärkung in der Besetzung von Jütland erfolgen. Chef H Rüst und B.d.E. gab zu den beabsichtigten Massnahmen seine Zustimmung. Der Beginn der Umgliederung wurde zum 16.4.41 befohlen. Damit wurden mit Ausnahme einer Art.Abt. des Art.Rgts. 218 und kleinerer Verwaltungsdienste die gesamte 218. Inf.Div. nach Jütland und in Übereinstimmung mit Stellv.Gen.Kdo.X.A.K. die Div.Nr. 160 mit den Ersatztruppenteilen nach Seeland verlegt. Zur fortlaufenden Bewachung der wichtigen Objekte der Küste pp. hatten die ablösenden Einheiten solange entsprechende Wachkommandos zurückzulassen, bis die neu eintreffenden Einheiten die Bewachung übernahmen.

Bei der neuen Kräfteverteilung in Dänemark ergab sich, dass auf der Insel Fünen gute Unterkünfte für ein Bataillon frei wurden. Dieses kann dadurch. dass es aus verschiedenen Erwägerungen heraus nicht wünschenswert war, die für Jütland einerseits und Seeland andererseits vorgesehenen Kräfte durch Abzug grösserer Einheiten zu schwächen. Andererseits konnte aber Fünen aus taktischen und politischen Gründen nicht unbesetzt bleiben. Nach Rücksprache mit Wehrkreis-Kdo. X erklärte sich dieses bereit, ein Ersatz-Bataillon nach Fünen zu verlegen. Auch Chef H Rüst und B.d.E. gab seine Zustimmung zu diesem Plan. Daraufhin wurde das Ersatz-Bataillon 376 Ende April von Flensburg nach Fünen verlegt und der Div.Nr. 160 unterstellt.

Unter dem 30.4. wurde die vollzogene Umgliederung der Truppen des Heeres in Dänemark dem Chef H Rüst und B.d.E. gemeldet. (Kräfteverteilung siehe Karte).

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Nach ihrem gegenseitigen Austausch übernahmen die Div.-Kdos. der 218. Inf.Div. und der Div.Nr. 160 am 30.4. den Befehl in ihren neuen Abschnitten; 218. Inf.Div. in Jütland, Div.Nr. 160 in Seeland und Fünen.

Der zivile Personen- und Güterverkehr wurde auf den dänischen Eisenbahnen durch die Transporte nicht gestört.

Das Wachbataillon Kopenhagen wurde hinsichtlich Ausbildung und in disciplinarer Beziehung der Div. Nr. 160 unterstellt sobald diese den Befehl auf Seeland übernommen hatte. In allen übrigen Angelegenheiten untersteht des Wachbataillon Kopenhagen dem Befehlshaber der deutschen Truppen in Dänemark unmittelbar.

Anfang Mai wurden die auf Jütland eingesetzte Feld-Kdtr. 676 mit dem Orts-Kommandanturen I/696, I/698 und I/700 aus Dänemark zu anderer Verwendung herausgezogen. Zur Weiterführung der Geschäfte dieser Kommandanturen wurden von 218. Inf.Div. Orts-Kommandanten mit einem Arbeitsstabe eingesetzt.

Zur Aufstellung von Heeres-Küstenartillerie wurde Mitte Mai auf Befehl des Chef H Rüst und B.d.E. die 12.Personal-Batterie der 218. Inf.Div. in ihrer augenblicklichen Zusammensetzung dem Wehrkreis-Kommando III zur Verfügung gestellt. Wehrkreis III hat Ersatz für das abgegebene Personal gestellt, der Ende Mai in Dänemark eintraf.

Unabhängig von der Umgliederung verliess im Mai die dem Befehlshaber der deutschen Truppen in Dänemark territorial unterstellte, in Esbjerg liegende Heeres-Flak-Lehr-Abteilung Dänemark und wurde auf Befehl des O.K.H. nach den Niederlanden verlegt.

Auf Anregung der Div.Nr. 160 wurden am Ende der Berichtszeit wiederum Vereinbarungen mit X.A.K. dahingehend getroffen, weitere Ersatztruppenteile nach Dänemark (Seeland) zu verlegen. Zugesagt wurden ein Inf.Rgts.Stab mit Rgts.-Einheiten, ein Inf.Ers.Btl. und eine schwere Art.Ers.Abt., die wahrscheinlich Mitte Juni in Dänemark eintreffen sollen.

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2. Kampfhandlungen

Anfang April häufen sich die Fälle, in denen feindliche Flieger an der Westküste Jütlands am Tage überraschende erschienen und dort unbehelligt vereinzelte Bomben abwarfen. Ehe sie von eigenen Jagdflugzeugen gefasst werden konnten, waren sie wieder über See verschwunden. Zur gleichen Zeit war ein grosser Teil der in Dänemark eingesetzten Flakeinheiten zu anderweitiger Verwendung herausgezogen worden wichtige Objekte, wie Brücken, Fährbecken pp. blieben so ohne Flakschutz. Daher ergeht an Luftgau-Kdo. XI und Chef H Rüst und B.d.E. ein dringender Hinweis darauf, dass der augenblickliche Zustand nicht tragbar sei und Flak und Jäger in ausreichendem Masse bereitgestellt werden müssten.

Die Divisionen erhielten Befehl, bis zur Gestellung von Flak besonders gefährdeten Anlagen durch Aufstellung von Wachen mit M.G. zu schützen.

Eine durch die Luftwaffe Ende April erstattete Meldung, wonach ein Geleitzug angeblich im Kurs auf Dänemark steurend, stellte sich als Fehlmeldung heraus. Sie war wahrscheinlich durch einen Hörfehler bei der drahtlosen Übermittlung der Position enstanden. Jedoch war dieser Vorfall ein willkommener Anlass zur Überprüfung der für das Zusammenwirken der Wehrmachtsteile befohlenen Abwehrmassnahmen.

Am 4.5. meldete die 218. Inf.Div., dass nach einem in Esbjerg bei Dänen umgehenden Gerücht die Engländer am nächsten Tage einen Landungsversuch in Dänemark beabsichtigten. Chef H Rüst und B.d.E., sowie die zuständigen Dienststellen der Wehrmachtsteile wurden hiervon in Kenntnis gesetzt und vorsichtshalber für die Westküste Jütlands erhöhte Wachsamkeit angeordnet. Wie erwartet werden konnte, ereignete sich nichts bis auf die nächtlichen Störungsflüge, die damals in jeder Nacht stattfanden.

Am Morgen des 25.5. flogen 3 englische Maschinen Thyborön an und warfen dort Bomben ohne Schaden.Eines dieser Flugzeuge wurde durch das in Thyborön stehende M.G. der 4./386 abgeschossen. Die Maschine verbrannte am Strande südlich des Ortes. Ein gefangener wurde verwundet geborgen.

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3. Massnahmen zur Abwehr feindlicher Landungen

Die Organisation der Abwehrmassnahmen im Zusammenwirken mit der Kriegsmarine und Luftwaffe wurd durch die Anfang Mai herausgegebene „Allgemeine Anweisung für die Abwehr feindlicher Angriffe auf Dänemark (Kennwort „Kampfanweisung“)“ neu geregelt.

Die vom O.K.W. Anfang Mai herausgegeben zusammenfassende Richtlinien für die Kampfführung an den Küsten bestätigten die vom Herrn Befehlshaber getroffenen Massnahmen. Im allgemeinen sind die darin enthaltenen Bestimmungen in der „Kampfanweisung“ berücksichtigt. Der Erlass des O.K.W. ist insofern begrüssenwert, als er die Verantwortlichkeiten und die sich daraus ergebenden Rechte des Bef. gegenüber den anderen Wehrmachtsteilen klar herausstellt. Auf Grund dieser Verfügung findet Ende Mai eine Unterrichtung des Herrn Befehlshabers durch einen Admiralstabsoffizier der Marinegruppe Nord über Aufklärung in der Nordsee durch Überwasserstreitkräfte und über Minenfelder und Netzsperren im Küstenvorfeld von Dänemark statt. Die weitere laufende Unterrichtung des Herrn Befehlshabers über Bewegungen der Seestreitkräfte soll in Zukunft vom Marinebefehlshaber Dänemark durchgeführt werden

4. Küstenartillerie

Es wird den Divisionen aufgegeben, für die erwartenden 10 Geräte-Batterien (Heeres-Küstenbatterien) nunmehr die Personal-Stämme in einer vom Chef H Rüst und B.d.E. mitgeteilten Stärke aufzustellen, und zwar hat die 218. Inf.Div. sieben, die Div.Nr. 160 drei Batterien zusammenzustellen. Aufstellungstag: 10. Mai 1941.

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Die Batteriestellungen wurden genau erkundet und festgelegt. Es werden demnach eingesetzt je eine Batterie auf der Insel Fanö, bei Blaavandshuk, in Nymindegab, in Söndervig, in Thyborön, bei Hirtshals (alle Batterien an der Westküste von Jütland), bei Hals (Ostküste Nord-Jütland).

Für die Aufstellung der Batterien zum Küstenschutz im Raum der Ostseezugänge wurden in Übereinstimmung mit dem Marine-Gruppenkommando Nord vom Marinebefehlshaber Dänemark folgende Plätze vorgeschlagen und vom Bef.Dänemark genehmigt:

Auf der Insel Langeland: Kjels Nor,

auf der Insel Laaland: an der Küste bei Kappel,

Südteil Insel Saltholm (im Sund, Kopenhagen vorgelagert).

Zur Ausbildung der Batterie-Offiziere in Schiessverfahren wurden von jeder Batterie 2 Offiziere zu einem Lehrgang bei der Lehr- und Ersatzabteilung für Eisenbahnartillerie (mot) nach Rügenwalde kommandiert.

Als sich die Möglichkeit eines Konfliktes mit Russland abzeichnete, wurden von Herrn Befehlshaber nach Übereinkunft mit dem Herrn Marinebefehlshaber vier Batterien des Art.Rgt.218 zur Sperrung der Wasserstrassen um Seeland eingesetzt. Und  zwar wurden je eine Battr. l.F.H. in Stellung gebracht auf der Insel Saltholm (Sperrung des Oresundes), bei Kappel und Nordenbro (Sperrung Südeinfahrt in den Grossen Belt) und südlich Aebeltoft. Die Batterien sollten den etwaigen späteren Durchbruch russischer Flotteneinheiten aus der Ostsee in die Nordsee verhindern. Die Batterien wurden in taktischer Hinsicht den Marinebefehlshaber Dänemark unterstellt.

Marinebefehlshaber meldet Anfang Mai den besch1eunigten Ausbau einer Marine-Seezielbatterie bei Gedser zur Sicherung der Sperre zwischen Gedser and Darsser Ort. Die Batterie dient demselben Zweck, wie diejenigen des Art.Rgts.218.

Einer Bitte des Marinebefehlshabers, die wichtige 38 cm- Seeziel-Batterie bei Hansted gegen feindliche Überfälle vermehrt zu sichern, wurde durch Bildung einer nach Gegend Hansted verlegten Kampfgruppe des Heeres in Stärke einer Inf.Komp. mit

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beigegebenen schweren Waffen entsprochen.

Anfang Mai 41 bat das O.K.M., eine Alarmübung bei Hanstedt abzuha1ten. Die Übung sollte den Zweck haben, den Schutz der 38 cm-Batterie nachzuprüfen. Als Übungstag wurde im Einvernehmen mit dem Marinebefehlshaber Dänemark der 29.5. festgesetzt. Mit Anlage und Leitung der Übung wurde die 2l8.Inf.Div. beauftragt.

Als Erfahrung aus dem Ablauf der Übung wurde festgestellt, dass die “Kampfgruppe Hansted” noch näher an die Batterie heranzulegen ist. Dies wurde mit einem Inf.-Zuge sofort durchgeführt, während der Rest der verstärkten Kompanie erst nach Schaffung der nötigen Unterkunft (Barackenbau) weiter nach Westen kommt.

Zur Ausführung von Sprengarbeiten an der Marinebatterie auf der Insel Flakfort bei Kopenhagen wurden auf Ersuchen des Heeres-Festungspionierstabes Einheiten des Pionier-Bataillons  218 eingesetzt, zumal mit den Arbeiten ein wesentlicher Übungszweck verbunden war.

5. Verbindung mit den dänischen Stellen

Im Jan. 41 waren 6 dänische 7,5 cm Vickers—Flakbatterien gegen 6 8,8 cm deutsche Flakbatterien ausgetauscht worden. Den Dänen war zugebilligt worden, dass diese deutschen Geschütze bis Kriegsende in Dänemark eingesetzt bleiben sollten.

Der Schutz einiger Stellen des Deutschen Reiches verlangte neuerdings eine verstärkten Einsatz von Flakartillerie, der mit den in Deutschland vorhandenen Kräften nicht geleistet werden konnte. Das Oberkommando der Wehrmacht entschloss sich daher Anfang April, von der in Dänemark eingesetzten 8,8 cm - Flak drei Batterien zum Einsatz im deutschen Reichsgebiet herauszuziehen.

In der daraufhin den Dänen über den dänischen Verbindungsoffizier, Kapitän Möller, gegebenen Aufklärung [rettet fra: Zusicherung] wurde zum Ausdruck gebracht, dass der Abzug dieser Kräfte keine Durchbrechung der seinerzeit gegebenen Zusage darstelle. Er bedeute

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lediglich eine vorübergehende, auf Grund der kriegerischen Ereignisse notwendig gewordene Zwangsmassnahme.

Einem vom dänischen Heer eingebrachten Antrag auf eine über das festgelegte Mass hinausgehende l/4-jahrliche Sonderausbildung von dänischen Militärstudenten gab der Herr Befehlshaber statt.

Der am 9.4. sich jährende Tag der deutschen Besetzung von Dänemark verlief normal and ohne Zwischenfälle.

6. “Harpune Nord”.

In dieser Angelegenheit, in der Bef.Dänemark dem A.O.K. Norwegen unterstellt ist, wurden ab Anfang Mai umfangreiche Vorbereitungen getroffen und Anordnungen and Befehle erlassen. Dieselben sind In einem besonderen Aktenstück zusammengefasst und können hier vorläufig aus Geheimhaltungsgründen nicht behandelt werden.

[Leder, 10.7.41]

Original: Bundesarchiv-Abteilung Militärarchiv RW 38/6

Kopi i: Rigsarkivet, Håndskrifttsamlingen XVI, AA 449 læg 1