1941, 1.12. - 31.1.1942
Tätigkeitsbericht der Abteilung Ia von 1.12.1941 -31.1.1942
I. )Truppengliederung, Unterbringung
In Zuge der Verstärkung des Ostheeres wurde Ende Dezember 1941 die Herauslösung der 218. Inf.Div. vom O.K.H.Ch.H.Rüst u. B.d.E. angekündigt. Sie sollte anfänglich durch”Wa1küre”- Einheiten (das sind aus Ersatztruppenteilen zusammengestellte Formationen) abgelöst und auf dem Seewege nach Russland gebracht werden. Schliesslich wurde aber die 416.Inf.Div., deren Infanterie aus Landesschützenbataillonen, deren Pioniere, Artillerie pp. aus Walküreeinheiten neu zusammengestellt wurde, als Ablösungstruppe bestimmt und der Abtransport der 218.I.D. mit Bahn angeordnet.
Da die 416.Inf.Div. kriegsgliederungsgemäss weitaus schwächer war als die 218.Inf.Div., konnte an der bisherigen Truppenverteilung in Jütland nicht festgehalten und mehrere Standorte konnten garnicht mehr belegt werden. (siehe Anlage 1) Vor Allem musste durch die neue Kräfteverteilung der Schutz der in erster Linie einem feindlichen Angriff ausgesetzten Westküste Jütlands gewährleistet werden. Daher wurde die Hauptmasse der 416.Inf.Div.
an die Westküste Jütlands verlegt.(siehe Anlage 2).
Der Antransport der 416.Inf.Div. nach Dänemark begann am 2.1.1942. Für die 218.Inf. Div. War ein staffelleiser Abtransport Zug um Zug mit dem Heranführen der 416.Inf.Div. befohlen worden. Wegen Transportschwierigkeiten verzögerte sich der Abtransport jedoch um einige Tage.
Um Doppelbelegung der Unterkünfte möglichst zu vermeiden, wurden die beiden Inf.Regimenter der 416.Inf.Div. nacheinander zunächst auf dem Truppenübungsplatz Oksböl untergebracht. Nach einigen Tagen erfolgte dann der Abtransport in die endgültigen Standorte. Diese Massnahme hatte ausserdem den Vorteil, dass die aus verschiedenen Wehrkreisen stammenden Einheiten, die sich vorher noch nie gesehen hatten, sich vor ihrem sehr verstreuten Einsatz in den verschiedenen Teilen Dänemarks gegenseitig kennenlernen und von ihren Rgts- bezw. Btls.-Kdeuren überprüft werden konnten.
Die Sicherungsaufgaben gingen Zug um Zug mit Eintreffen der neuen Einheiten in ihren Standorten auf die 4l6.Inf.Div. über.
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Bis zum Eintreffen des Kdeurs der 416.Inf.Div. wurde Oberstleutnant Manitius, Kdeur I.R. 386, mit etwa in Jütland notwendig werdenden taktischen Anordnungen betraut.
Am 15.1.1942 trafen die letzten Teile der 416. Inf.Div. in ihren Unterkünften ein. Die Ablösung der 218.I.D. war damit vollzogen.
Der Befehlsbereich der 416.Inf.Dir. wurde in 2 Kampfabschnitte mit entsprechenden Unterabschnitten gegliedert. (siehe Anlage 1)
Der Abtransport der 218. I.D. zog sich noch bis zum 22.1.1942 hin. Er verlief ohne besondere Vorkommnisse.
Die Div.Nr.160 bat aus disziplinären und Unterkunftsgründen um Verlegung des I.E.Btl.333 von Seeland in die gute Kaserne nach Fredericia. Diesem Wünsche wurde vom Bef.Dänemark - nach Einholung des Einverständnisses vom O.K.H., Chef H.Rüst u.B.d.E. - auch aus taktischen Erwägungen entsprochen, denn das E.Btl.333 sollte eine Verstärkung für die Verteidigung des jetzt sehr schwach besetzten Jütland werden. Aus demselben Grunde wurde Ende Januar auch die 3./A.E.A.58 von Seeland nach Jütland (Hadersleben) angeordnet.
Diese Einheiten blieben der Div.Nr.160 in allen Angelegenheiten trotz territorialer Trennung weiterhin unterstellt. In Fällen von Kampfhandlungen auf Jütland wurden die Einheiten als Reserve des Bef.Dänemark für den taktischen Einsatz bezeichnet. — Mit diesen Verlegungen waren gleichzeitig kleine Belegungsverminderungen in Seeland verbunden.
Die Div.Nr.160 regte ferner an, das bisher nur aus 2 Btl. bestehende I.E.R.225 durch ein weiteres Ersatzbtl. aufzufüllen. Dieses Bataillon sollte nach Südjütland verlegt werden, um die dort in Tondern, Apenrade, Sögaard, Hadersleben freigewordenen guten Unterkunfts- und Ausbildungsmöglichkeiten auszunutzen. Der Vorschlag wurde dem Stellv.Gen.Kdo.X.A.K. zugeleitet, das sich vorbehielt, ein Ersatz-Btl. zu einem späteren Zeitpunkte nach Jütland zu verlegen.
Mitte Dezember 1941 meldete Stab/Heeres-Küsten-Artillerie in Dänemark die Feuerbereitschaft auch der letzten beiden Batterien, die von Seeland an die Nordwestküste Jütlands
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gezogen worden waren (522 bei Lyngby und 539 bei Vigsö). Damit sind nunmehr sämtliche 10 Heeres-Küsten-Batterien an der Westküste Jütlands eingesetzt. Hierdurch wurden einige Küstenwachen des Heeres frei und konnten zurückgezogen werden. Die wenigen an der Ostküste Jütlands eingesetzten Küstenwachen des Heeres wurden zurückgezogen, um die schwachen Kräfte der 416. Inf.Div. möglichst zusammenzuhalten.
Aus Gründen der Wachgestellung ergaben sich im Laufe des Januar nicht unbedeutende Verschiebungen einiger Kompanien der 416. Inf.Div. in Nordjütland.
II) Kampfhandlungen
Seit Anfang Dezember 1941 liessen die sonst in grosser Regelmässigkeit stattfindenden nächtlichen Einflüge erheblich nach.
In der Nacht zum 29.12.1941, zwischen 2 und 3 Uhr, setzte der Feind Agenten mit Fallschirmen in Süd-Seeland ab. Es handelte sich, wie durch Schneespuren festgestellt wurde, um zwei Agenten, von denen einer tot aufgefunden wurde, da sich der Fallschirm nicht geöffnet hatte. Bei dem Toten wurden etwa 10 Pistolen und ein Radiogerät gefunden. Die durch die Abwehrstelle Dänemark mit Hilfe der dänischen Polizei eingeleitete Suchaktion nach den entkommenen zweiten Agenten blieb bisher ohne Erfolg.
Sämtliche in Dänemark in Frage kommenden Dienststellen wurden sofort von diesem Vorfall unterrichtet und erhöhte Wachsamkeit seitens der Wachen und Posten bei Nacht angeordnet. Da damit gerechnet werden muss, dass noch weitere Agenten - entweder mit Fallschirm oder durch Landen eines feindlichen Flugzeuges - abgesetzt werden, wurde in Zusammenarbeit mit Abwehrstelle Dänemark zu den bereits früher ergangenen Anordnungen über Bekämpfung von Fallschirmjägern ein Zusatzbefehl erlassen.
Die Fährverbindung Gedser - Warnemünde erhielt am l0.l2.1941 Begleitschutz durch Ubootjäger, da angeblich in der Ostsee feindliche Uboote gesichtet waren. Feindberührung hat jedoch nicht stattgefunden. Ebenso sind Schiffsverluste infolge feindlicher Minen-Einwirkung hier nicht bekannt geworden.
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Die in der Nacht zum 16.1.1942 abgesprungene Besatzung eines durch Beschuss zur Notlandung gezwungenen englischen Flugzeuges konnte mit Hilfe der dänischen Polizei gefangengenommen werden.
Infolge Bombenabwurf auf die Storströmbrücke in Süd-Seeland in der Nacht zum 28.12.1941 war eine zeitweise Sperrung der Brücke notwendig, um die dort als Blindgänger niedergegangenen Bomben zu beseitigen. Schaden wurde an keiner Stelle angerichtet.
III.) Ausbildung der 416. Infanterie-Division
Alsbald nach deren Eintreffen, besuchte der Herr Befehlshaber die Einheiten der 416. Inf.Div. in ihren Standorten. Hierbei stellte er fest, dass die Division in ihrem derzeitigen Zustand keineswegs den Anforderungen entspricht, die an den Kampfwert einer mobilen Division, der Kampfaufgaben jederzeit zufallen können, gestellt werden müssen.
[Håndskrift i margen: In ihren augenblicklichen Stand ist die Truppe nicht geeignet, das Land Dänemark und seines Küsten zu bewachen bzw. nicht einem überraschend eingedrungenen Feind erfolgreich anzugreifen.] Denselben Eindruck gewann der Chef des Generalstabes bei seiner kurz darauf erfolgten Jütlandsreise.
Um die zwangsläufig in Kompanien aufgeteilte Truppe voll ihren dringend notwendignen Ausbildungsaufgaben zuführen zu können und sie nicht mit Bewachungsaufgaben zu belasten, wurde O.K.H., Chef H.Rüst. und B.d.E. um Zuführung von 2 Ld.Schtz.Kompanien für Bewachungs- und innere Sicherungszwecke gebeten. Da die 416. I.D. MG-kompanien nicht hat, wurde zur Erhöhung ihrer Schlagkraft die Aufstellung und Zuführung von 2 M.G.-Kompanien beantragt. Die beiden Kompanien sollten als Grundstock für Ausbildung in den Regimentern und für eine spätere Neuaufstellung von M.G.-Kompanien bei den Btl. dienen.
Aus Ausbildungsgründen und aus Gründen der Repräsentation des Heeres in Dänemark wird ein Austausch älterer Jahrgänge, überalteter Offiziere und Zuführung bezw. Kommandierung von jüngeren Ausbildern mit Fronterfahrung ebenfalls erbeten.
Ferner wird Neuzuführung einer Nachschubkompanie bezw. Verstärkung der Nachschubkompanie 502 beantragt, da der Division rückwärtige Dienste fast ganz fehlen.
Um den Landes-Schützen-Truppenteile der 416. Inf.Div. ein gutes Ausbildungspersonal für den infanteristischen Gefechts-
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dienst zu schaffen, wurden von Bef.Dänemark Lehrgänge eingerichtet; zunächst wurden 3 Kurse vorgesehen, zu denen je 14 Offiziere und 40 Unteroffiziere als Teilnehmer bestimmt wurden. Der erste Kursus begann Ende Januar in Sandholm unter Leitung von Major Enemark, Div. 160. Das übrige erforderliche Lehrpersonal wurde ebenfalls von Div. 160 gestellt. Nebenher ist von 416. Inf.Div. die Durchführung weiterer
Ausbildungskurse, die im Rahmen der Regimenter abgehalten werden sollen, vorgesehen.
Zur Schaffung eines brauchbaren Nachwuchses an Hilfsausbildern innerhalb der Div.Nr. 160 wurden im Lager Sögaard Lehrgänge eingerichtet.
Offz. und Uffz. der Heeres-Küsten-Art. nehmen laufend an den Kursen der Eisenbahn-Art.-Abt. in Rügenwalde teil.
Da die Zusammenfassung der einzelnen Landesschützenbtl. zu Regimentsverbänden im rahmen der 416. Inf.Div. nich vorübergehend ist, sondern den Charakter des Dauerzustands hat, wurden die Landesschützen-Btl. ihren Regiments-Kdeuren in jeder Hinsicht unterstellt Sie erhielten neben ihren bisherigen Bezeichnungen die Nummern der Regimenter, allerdings mit der ausdrücklichen Einschränkung, dass die neu erteilten Bezeichnungen ausschliesslich im Bereich des Bef.Dänemark zu Anwendung gelangen dürfen.
Antrag auf endgültige Umbennung wurde bei O.K.H. gestellt.
IV) Küstenverteidigung
Mitte Dezember ging vom O.K.W. die Verfügung ein, dass an gefährdeten Stellen der West- und Nordküste Jütlands stützpunktartig Verteidigungsanlagen in teilweiser ständiger Bauart zu errichten seien.
Sofort nach Eintreffen dieser Verfügungen wurden Überlegungen angestellt, wo solche Stützpunkte zu schaffen wären. Es kamen vornehmlich die schwere Batterie bei Hansted, die an der Nord- und Westküste Jütlands gelegenen Häfen, die Seeziel- und Sperrbatterien der Kriegsmarine, sowie einige weitere Punkte an der Küste in Frage. Marinebefehlshaber Dänemark wurde um Stellungnahme zu diesem Plan gebeten und erklärte sein Einverständnis dazu.
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Er beantragte dabei den Einsatz von noch weiteren 5 Batterien an der Küste. Der Ausbauplan wurde an O.K.H., Chef H.Rüst und B.d.E. geleitet, unter gleichzeitigem Hinweis, dass Mar.Bef. Dänemark den Einsatz von 5 weiteren Batterien an der Küste für notwendig halte.
O.K.H., Chef H Rüst u.B.d.E. gab daraufhin die fernmündliche Anweisung, weitere Befehle abzuwarten. Bef.Dänemark sei in dieser Angelegenheit auf Befehl O.K.H., GenSt d H dem A.O.K. Norwegen unterstellt worden. Von dort gingen Befehle im Januar hier nicht mehr ein.
V) Standortangelegenheiten
Durch den Truppenwechsel in Seeland und Jütland blieben einige Standorte unbelegt. Ihre Bezirke wurden dem nächstgelegenen Standort bezw. Standortbereich zugeteilt. In einem Ende Januar herausgegebenen Befehl wurden die neu eingesetzten Standortältesten und Standortbereichsführer bestätigt.
Bei der Beerdigung mehrere gefallene englischen Flieger in Odense konnte die Durchführung einer politischen Kundgebung durch das geschickte Eingreifen des Standortoffiziers verhindert werden.
Anlass zu diesem Vorfall hatte das provokatorische Verhalten des englandfreundlichen dänischen Garnisionsältesten gegeben, der bei der Beerdigung seine deutschfeindlichen Haltung erneut bewies. Vom Dän.Gen.Kdo. wurde eingehendst Nachprüfung dieser Angelegenheit verlangt.
VI) Verbindung mit den dänischen Militärstellen
Auch in dieser Berichtzeit wurden hier von dänischen Generalstab über den Verbindungsoffizier, Kapitän Möller, weitere Anfragen wegen Einfuhr von Kriegsgerät zur Genehmigung vorgelegt. Bis auf einen grösseren Posten von Magazinen für Maschinenpistolen, die aus Schweden eingeführt werden sollten, handelte es sich durchweg um Kriegsgerät deren Einfuhr unbedenklich erlaubt, wurden konnte. In einem der Anträge wurde um die Fertigung von 1400 Maschinenpistolen in eigenen Werkstätten nachgesucht. Zur Beurteilung der mili-
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tärischen Notwendigkeit, die nicht gegeben schien, wurde hinsichtlich der Maschinenpistolen und Magazine beim dänischen Generalstab Rückfrage gehalten. Dänischerseits wurde der Antrag damit begründet, dass derartige Neuanschaffungen aus Gründen der modernisierung in der Bewaffnung des dänischen Heeres und dem Bestreben, der modernen Technik zu folgen, stattfinden. Um den dänischen Heer in seinen Waffenbeschaffungsabsichten kein Hindernis in den Weg zu stellen, erklärte sich der Herr Befehlshaber mit der Neuzuführung von 1.400 Maschinenpistolen unter der Bedingung einverstanden, dass dieselben in Depots gelagert werden, die von der deutschen Wehrmacht bewacht sind. Unter den gleichen Voraussetzungen wurde dem Antrag auf Einfuhr von 5.000 Magazinen für Maschinenpistolen aus Schweden stattgegeben.
Im Ergänzung und Abänderung gegebener Anordnungen hinsichtlich Ausübung des dänischen zivilen und militärischen Segelflugsportes wurden in Zusammenarbeit mit dem General der Luftwaffe in Dänemark neue Richtlinien ausgearbeitet. Danach mussten die festgesetzten Bedingungen aus Flugsicherungsgründen erweitert und früher erteilte Genehmigungen teilweise zurückgezogen werden. Überwachung des Segelflugsportes ist Aufgabe des Generals der Luftwaffe in Dänemark.
III.) Verschiedenes
Der Jahreswechsel verlief ruhig. General Schünemann überbrachte in Abwesenheit des Herrn Befehlshaber am 1.1.42 die Glückwünsche dem dänischen König. Ausserdem wurde ein schriftlicher Glückwunsch des Befehlshabers bei mehreren Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens abgegeben.
Anlässlich der Befehlsübernahme des Führers über das Heer erging am 20.12.41 ein Tagesbefehl an die Truppen des Heeres in Dänemark.
Nach Befürwortung durch den Herrn Befehlshaber traten ab Anfang Dezember 1941, wie im Reich, auch auf Seeland und Fünen Verdunklungserlichterungen ein.
Der starke Frost im Januar brachte erhebliche Schwierig-
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keiten im dem Fährbetrieb auf der Ostsee mit sich.
[Leder]
Original: Bundesarchiv-Abteilung Militärarchiv RW 38/9
Kopi i: Rigsarkivet, Håndskriftssamlingen XVI, AA 449 læg 1